Der ukrainische Entwickler GSC Game World hat den ersten Teil eines Strategieklassikers aus dem Jahr 2000 wiederbelebt: Cossacks. Für Freunde ganz klassischer Echtzeitstrategie ist diese Fortsetzung mit Massenschlachten mit vorgeblich bis zu 10.000 Soldaten ein reines Vergnügen. Für die meisten anderen allerdings nicht. Aber der Reihe nach.
Aller Anfang ist üblich
Vor Beginn einer Partie legt man Ressourcenreichtum, Landmasse, Nation, Schwierigkeitsgrad und Friedenszeiten fest. Das regelt vor allem die Ausgangslage und hat auch Einfluss auf den weiteren Verlauf des Spiels. Aber nicht immer so, wie man es erwarten würde. Der Schwierigkeitsgrad erhöht beispielsweise nicht die Rafinesse der KI, sondern lässt sie lediglich häufiger angreifen. bevor man aber an den Angriff denken kann, muss man seine Bauern losschicken, Ressourcen zu sammeln. Stein und Holz werden direkt abgebaut, für Eisen, Gold und Kohle braucht man Minen und Nahrung bekommt man durch die Bewirtschaftung von Feldern an Mühlen. Dadurch sichert man seine Versorgung, ohne die jeder Vormarsch zum Erliegen käme. Fehlt einem beispielsweise Kohle, können Kanonen nicht mehr schießen. Ohne Gold oder Nahrung ist keine Rekrutierung mehr möglich. Kommen regelmäßig Ressourcen herein, kann man sich auf den Aufbau und Verbesserung der Armee konzentrieren.
Weit ab vom Schuss
Genreüblich werden in Kasernen Infanterie, in Ställen Reiterei und in Artilleriedepots Kanonen und Mörser ausgebildet. Offensive und defensive Verbesserungen dieser Einheiten finden ebenfalls über diese Gebäude statt. Zusätzlich kann man weitere Technologien in der Akademie und in der Schmiede erforschen. Das Forschungssystem ist wie im 16 Jahre alten Vorbild umständlich und unübersichtlich. Es gibt lediglich ungeordnete kleine Symbolbilder, die man zum Erforschen anklickt, und eine Reihung von Forschungen ist nicht möglich. Man muss also jedes Mal wieder das Gebäude anklicken und die nächste Technologie zur Forschung freigeben. Bei einer gut ausgebauten Basis kann man da schon mal den Überblick verlieren und andere Dinge vernachlässigen.
Auf in den Kampf!
Hat man eine stattliche Armee aufgebaut, kann man sich dem Feind stellen. Und darauf läuft es immer hinaus. Diplomatische Siege gibt es in Cossacks 3 nicht. Mit einem Doppelklick auf einen Einheitentyp, wählt man alle sichtbaren Einheiten desselben Typs aus. Nun kann man sie für den Schnellzugriff einer Zahl zuweisen. Das erleichtert die Handhabung, ermöglicht aber noch keine Formationen. Die bekommt man erst mit den Spezialeinheiten Trommler und Offizier hin. So kann man geordnete Armeen aufstellen und leicht mit einem klick auswählen. Das funktioniert leider nicht immer ganz reibungslos. Außerdem sind dank ständiger partisanenähnlicher Angriffe der KI opulente Formationskämpfe kaum möglich. Im zweiten Teil von Cossacks gab es noch eine Reichweitenanzeige der Einheiten. So konnte man sie in ideale Entfernung zum Ziel platzieren. Diese Komfortfunktion fehlt neben anderen leider in Cossacks 3.
Sind die Einheiten aber endlich in einem Gefecht, erfreut man sich an den soliden Animationen und der insgesamt ansehnlichen Grafik. Bei großen Armeen verliert man allerdings schnell den Überblick. Das Herauszoomen endet zu früh. Man muss oft und viel scrollen, um große Armeen im Blick zu behalten. Hinzu kommt, dass auch nur einzelne Gegner zum Teil über die ganze Karte verfolgt werden. Sind dagegen keine Gegner in direkter Sichtweite und es fehlt ein expliziter Marschbefehl, bleiben ganze Truppen auch schon mal tatenlos im Wald stehen. Hier ist ständiges Eingreifen und Koordinieren unbedingt nötig, was den Mangel an Übersicht noch verstärkt.
Für einen Sieg ist die vollständige Vernichtung des Gegners notwendig. Verstecken sich einzelne gegnerische Soldaten oder Bauern irgendwo auf der Karte, beginnt eine lange und kräftezehrende Suche. Die KI würde sich aber nicht aus einem Kalkül heraus verstecken. Im grunde handeltd ie KI sogar stets vorhersehbar und passt sich den Gegebenheiten auch nicht an. Egal ob Landung mit Wassereinheiten oder Angriff auf den Spieler: Die KI wählt stets dieselben Wege und Taktiken. Eine Verteidung der eigenen Stellungen ist somit planbar und leicht.
Historische Schlachten
Neben den Einzelspielerkarten bietet Cossacks 3 fünf Kampagnen mit je fünf Missionen an, in denen man historische Ereignisse nachspielt. Das übergeordnete Ziel wird mithilfe kleinerer Zwischenziele erreicht, wie etwa dem Befreien von Bauern. Die Einsatzbesprechung findet dabei unvertont als Textfenster statt. Auch Zwischensequenzen bei Erreichen kleiner Ziele warten mit solchen Textfenstern auf. Das wirkt sich eher ermüdend als motivierend aus, zumal man das bei einem modernen Strategietitel nicht mehr erwarten würde.
Die Missionen selbst funktionieren in der Regel ganz gut, sind aber manchmal etwas unsauber umgesetzt. So kann es sein, dass man aufgrund eines Ereignisses von Mauern eingeschlossen ist, die man weder öffnen noch zerstören kann. Oder die KI schießt auf ihre eigenen Mauern, weil sie zwischen ihr und dem Spieler stehen.
Fazit
Grafisch ist das Spiel in Ordnung, ausreichend detailliert und variantenreich. So hat jede Nation etwa einen eigenen Baustil. Die Karten sind zwar recht hübsch gezeichnet, insgesamt aber etwas abwechslungsarm. Dafür gibt es selten Abstürze des Spiels und die Performance ist hervorragend. Einige Dinge erinnern sehr stark an den ersten Teil von vor 16 Jahren: Schiffe verkeilen sich oder Einheiten beschießen sich durch Mauern. Alte Bugs, die leider auch Einzug in den aktuellesten Titel fanden.
Insgesamt kann man sagen, dass Cossacks 3 zwar etwas hübscher ist als sein Vorbild aus dem Jahr 2000, es aber ansonsten beinahe eine Kopie zu sein scheint.
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