Irgendwo im Niltal zwischen Ägypten und Libyen steht eine Stadt, deren Häuser weiß wie Schnee sind. Sie wird von einer schier unendlichen Menge aus heilendem Wasser genährt. Und niemand geringeres als die ägyptische Göttin Sachmet ist hier die Quelle der Macht. So ähnlich stellt man sich die titelgebende Stadt von The Lost Chronicles of Zerzura vor. Und das ist nicht einmal weit hergeholt, denn der Mythos existiert tatsächlich schon seit dem 13. Jahrhundert. Es wurde also Zeit, dass daraus mal ein Adventure entsteht.
Ein Genie und ein Visionär
dtp Entertainment lässt die Geschichte so beginnen: Im Jahre 1514 bauen zwei Brüder in einer Werkstatt in Barcelona ein Fluggerät im Auftrag eines Grafen. Feodor ist dabei der Tüftler, der sich mit Leonardo da Vinci messen will. Ramon ist dagegen der Forscher, den seit Jahren vor allem der Mythos um Zerzura interessiert. Seine Konkurrenz ist ausgerechnet die Inquisition. Und die spanische Version davon ist zudem für ihre Härte und Unnachgiebigkeit bekannt. Kaum hat Feodor also dieses Fluggerät fertig gestellt, treten auch schon die Vertreter der Kirche buchstäblich durch die Tür. Sie sind allerdings nicht allzu sehr am ketzerischen Fluggerät interessiert, sondern vielmehr an Ramons Wissen um die „weißen Stadt“. In einem kurzen Intermezzo wird Feodor dann niedergeschlagen und sein Bruder Ramon mitgenommen. Und damit befindet sich der Spieler an der Schwelle zum Abenteuer.
Wenn Öl auf Holz trifft
[aartikel]B0064JVZDW:right[/aartikel]Die Hintergrundbilder wirken durchweg wie Ölgemälde. Nur hin und wieder bewegt sich ein Palmwedel oder das wogende Meer. Das ist sehr hübsch inszeniert und trägt stimmungsvoll zur Atmosphäre bei. Immerhin mehr als 50 solcher handgemalten Szenen sind im Spiel zu bewundern – teilweise sogar mit Tag-Nachtwechsel. Lediglich die Bewegungen der immerhin gut 50 gerenderten Charaktere wirken zuweilen etwas hölzern. Das hat zwar einen gewissen Retrocharme, aber dennoch fehlt den Figuren, was die Landschaft reichlich zu bieten hat: die Liebe zum Detail.
Auch die Vertonung ist gut gelungen, sowohl bei der Auswahl der Stimmen als auch bei der musikalischen Untermalung. Und auch die Dialoge wirken natürlich und authentisch.
Wissen, was abgeht
Der Kern eines Point-and-Click-Adventures sind die Rätsel. The Lost Chronicles of Zerzura hat einige davon, was angesichts des Entwicklerstudios Cranberry Production (Black Mirror III) beinahe schon vorausgesetzt werden muss. Ob das die Flucht aus dem Schiff der Inquisition ist oder die richtige Kombination der Materialien, um einen Heißluftballon zu erschaffen: Insgesamt wirken die Rätsel durchdacht, logisch und gut eingepasst. Manchmal sind die Handlungen zwar etwas aufgesetzt, aber das ist weitestgehend verzeihlich.
Aber kein Licht ohne Schatten. Die Rätsel sind komfortabel lösbar, was bedeutet, dass sie in der Regel nicht übermäßig knifflig sind. Der Durchschnittsspieler hat also genug Herausforderung, Profiabenteurern dürfte die Kost aber etwas zu fade sein.
Fazit
The Lost Chronicles of Zerzura bietet viel Abwechslung, malerische Bilder und eine mystische Geschichte. Die Grafik ist sehr hübsch mit kleinen Schwächen, ebenso verhält es sich mit den Rätseln und der Vertonung. Wer Black Mirror mochte, wird auch dieses Spiel mögen, sofern kein besonders hoher Anspruch bei den Rätseln angesetzt wird. Abenteurer sollten sich die Demo dieses Spiels herunterladen und auf jeden Fall anschauen.
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