Der neue Zugsimulator von Dovetail Games bietet eine Reihe von neuen Funktionen und Lokomotiven sowie eine wirklich beeindruckende Grafik.
Train Sim World 4 schafft es immer noch, ein großes und begeistertes Publikum anzuziehen. Diese Fortsetzung zeigt den sich wiederholenden Ansatz des Entwicklers, denn es handelt sich nicht um eine grundlegende Innovation. Stattdessen erinnert die Fortsetzung mit einer Reihe von technischen Verbesserungen, einigen klassischen neuen Strecken und Lokomotiven sowie geschickt umgestalteten Versionen bestehender Kernelemente an ein umfangreiches Update.
Das vielleicht größte Highlight der neuen Version ist vermutlich die legendäre Dampflokomotive 4472 Flying Scotsman der Klasse A3, der wohl berühmteste Zug aller Zeiten. Besitzer des DLCs um die Bakerloo Line von Train Sim World 2 oder 3 können diese Strecke in Train Sim World 4 mit dem Flying Scotsman befahren.
Mit großer Detailverliebtheit hat Dovetail Games die neuen Bahnstrecken – wie immer – möglichst originalgetreu modelliert. Das bedeutet für neue Versionen des Spiels in der Regel eine Steigerung der Qualität statt Quantität. Letztere bedient der Entwickler eher mit DLCs.
Train Sim World fügt eine Strecke in Großbritannien, eine in Amerika und eine in Deutschland hinzu:
- Den Abschnitt der East Coast Main Line von Peterborough nach Doncaster,
- die 120 Kilometer lange Antelope Valley Line von der Union Station in Los Angeles nach Lancaster, Kalifornien,
- und die S-Bahn Voralberg, die von Lindau in Deutschland nach Bludenz in Österreich verläuft.
Zu den Standardlokomotiven gehören in dieser Simulation:
- Der Hochgeschwindigkeitszug Azuma von LNER,
- der deutsche 4024 Talent EMU
- und die amerikanische Metrolink F125.
Leider ist der Flying Scotsman nur als Add-on enthalten, wenn man nicht die Deluxe-Version von Train Sim World 4 kauft. Darin enthalten ist dann zusätzlich noch der BR 193 Vectron in Railpool-Farben.
Die Strecken aus den Vorgängerversionen des Spiels können importiert werden, da Dovetail Games mit jeder neuen Version neue Abschnitte der realen Schienennetze in Großbritannien, Deutschland und den USA hinzufügt.
In Train Sim World 4 hat Dovetail Games verschiedene Elemente verbessert, aber keine großartigen Neuerungen eingeführt. Das dürfte zeigen, dass der Entwickler und auch die Fangemeinde mit der allgemeinen Struktur des Spiels zufrieden sind.
Das vielleicht auffälligste Beispiel für diese Verbesserungen sind zwei Elemente, die das Herzstück von Train Sim World bilden: der Szenario-Planer und der Livery Designer. Ersterer ermöglicht es den Spielern, Strecken und Lokomotiven auszuwählen und dem Szenario Bedingungen und Ziele hinzuzufügen, bevor sie für alle anderen zum Spielen freigegeben werden können.
Die wichtigste Neuerung des Szenario-Planers ist die Möglichkeit, beliebige Pfade miteinander zu verknüpfen, wie es sie möglicherweise in der realen Eisenbahnwelt nicht gibt. Außerdem kann das Wetter während der Szenarien beeinflusst und einleitende Texte mit individuellen Erklärungen hinzugefügt werden.
Der zuvor etwas undurchsichtige Livery Designer hat eine weitaus freundlichere und logischere Benutzeroberfläche erhalten und merkt sich nun die Arbeitsschritte. So kann man sie einzeln rückgängig machen oder wiederherstellen. Das erleichtert den Umgang mit dem Tool und schafft Übersicht in dem insgesamt komplexen und manchmal etwas fummeligen Prozess mit Ebenen, Logos und Ähnlichem.
Train Sim World 4 ist in Sachen Gameplay eher gemütlich als actiongeladen. Durch die Immersion, die durch die Logik, nachvollziehbare Bedienung und die hübsche Grafik entsteht, können aber auch viel befahrenen Strecken oder verschneite Steigungen mit schweren Güterzügen die Nerven stark beanspruchen.
Für Einsteiger in die Eisenbahnsimulation gibt es ein umfassendes und durchaus interessantes Tutorial, das in einem sonst menschen- und zugleeren Rangierbahnhof angesiedelt ist. Hier werden die verschiedenen Zugtypen mit ihren Besonderheiten erklärt und ganz nebenbei die allgemeine Steuerung vermittelt. Zusätzlich hat der Entwickler einen Spielerassistenten eingeführt, der auf Fehler hinweist. Das ist hilfreich, wenn man zum Beispiel nicht weiß, warum ein Zug sich nicht bewegt. Natürlich können diese Hilfen jederzeit deaktiviert werden.
Die Szenarien von Dovetail erstellten Szenarien sind gut durchdacht und motivierend, wenn auch manchmal etwas – Achtung, Wortspiel, abgefahren. Es gibt auch die Möglichkeit der Automatisierung von allem und man kann sich als Beifahrer zurückzulehnen und die wunderschöne Landschaft genießen.
Die atmosphärische Grafik ist dabei unter anderem ein Resultat des verbesserten Renderings und von volumetrischem Nebel, aber auch der detaillierten Bahnhöfe voller geschäftiger Fahrgäste, die allerdings bei näherer Betrachtung eher ungelenk wirken.
Der Free-Roam-Modus lässt den Spielern nahezu freie Hand bei allem. Dort können Züge auf beliebigen Streckenabschnitten fahren und man kann ohne die beschränkenden Fahrpläne herumexperimentieren. Dovetail hat allerdings das Punktesystem des Spiels für gutes Fahren überarbeitet.
Train Sim World 4 ist nicht radikal neu: Wer die Vorgänger kennt, findet sich schnell zurecht. Dennoch hat Dovetail mit den vielen kleinen Verbesserungen, den neuen Elementen und dem viel zugänglicheren Livery Designer (wiedermal) die beste Fortsetzung der Reihe vorgelegt.
Wer Züge mag, findet in Train Sim World 4 das perfekte Spiel, um sich nach einem anstrengenden Tag zu entspannen und abzuschalten.